Wir leben in einer grotesken Welt…
In seinem Artikel “Alles nur Mathematik” schreibt Claus Hulverscheidt am 13.11.13 in der Süddeutschen Zeitung über das “Problem” des Aussenhandelsüberschusses der Bundesrepublik Deutschland und darüber, das Deutschland zunehmend mehr aus dem Ausland angefeindet wird – genau wegen dieser Tatsache.
Ich finde dies grotesk um nicht zu sagen eine bodenlose Frechheit!
Da ist ein Land wie Deutschland, dessen hohe Ingenieurskunst weltweit geschätzt wird, dessen Produkte “Made in Germany” weltweit rasenden Absatz finden, und zwar weil sie gut sind, nicht weil wir die Leute zwingen unsere Produkte zu kaufen! Da kommt ein anderes Land wie Amerika, bekannt als der größte Schuldenmacher weltweit, das von einem Staatsbankrot in den nächsten schlittert, das ausser dem Finanzsektor nicht mehr viel zu bieten hat und das seit Jahrzehnten über seine Verhältnisse lebt und will uns erzählen wie man gut wirtschaftet.
Die erzählen uns, wir sollen die Binnennachfrage stärker ankurbeln und damit wieder neue Staatsschulden machen, wo wir gerade einen ausgeglichenen Haushalt erreicht haben.
Das ist lachhaft.
Hier will man die eigene Unfähigkeit nicht sehen und zeigt deshalb mit dem Finger auf Deutschland.
Ich will nicht verhehlen, dass es auch bei uns Dinge gibt die geändert werden müssen und die vielleicht auch dazu beitragen, dass unsere Produkte nicht mehr ganz so attraktiv sind im Ausland – höhere Löhne beispielsweise, sodass nicht nur die Unternehmen von dem guten Absatz profitieren sondern auch die Menschen, die diesen erarbeiten.
Aber zurück zum Aussenhandelsüberschuß.
Als es noch kein Geld gab, da wurde gehandelt. Du hast was was ich brauche und ich hab was was Du brauchst – wir haben getauscht. Wenn Du nichts hattest was ich brauchte, hattest Du Pech! Du hast von mir nämlich nichts bekommen, weil Du nichts hattest was ich hätte brauchen können. In diesen Zeiten gab es keinen Handelsüberschuss, die “Handelsbilanzen” waren immer ausgeglichen.
Plötzlich gab es Geld, man konnte Schulden machen und – seit nicht all zu langer Zeit – muss man zum Schulden machen auch gar keine ausreichende Bonität mehr haben ( USA sei Dank!).
Plötzlich können Menschen, Firmen, Länder Dinge kaufen, die sie sich gar nicht leisten können. Aber das macht nichts, machen wir halt Schulden.
Wenn sich die Menschen, Firmen, Länder etwas nicht leisten können und auch keine Schulden machen könnten – wegen nicht ausreichender Bonität – dann könnten Länder wie Deutschland auch nichts verkaufen.
Dieses Ungleichgewicht in den Handelsbilanzen kommt also daher, das Schulden gemacht werden, weil man Dinge haben will, die man sich nicht leisten kann. Auf Grund dessen können die Schulden auch nicht mehr zurückgezahlt werden und das ist das eigentliche Problem!
Aber man will ja die Wirtschaft ankurbeln, “braucht” ein höheres Wirtschaftswachstum. Dafür werden die Zinsen nun abermals gesenkt, damit sich die Menschen noch mehr von dem kaufen können, was sie eigentlich nicht brauchen. Weil die Deutschen das aber nicht in ausreichender Form tun, alle aber deutsche Produkte haben wollen, entsteht dieser Aussenhandelsüberschuss.
Wenn Sie als Privatperson sich überschulden, gehen Sie zum Schuldnerberater. Sie kämen nicht im Traum auf die Idee, den Autoverkäufer, der ihnen das schöne Auto verkauft hat, für ihre Überschuldung verantwortlich zu machen.
Amerika macht das mit seinem Fingerpointing und seiner Polemik gerade mit Deutschland – vor allem um von seiner eigenen Unfähigkeit abzulenken, sein Aussenhandelsdefizit in den Griff zu kriegen.
Das Ganze ist also eine grosse Heuchelei!
“Alle” wollen mehr Wachstum, weil wir das ja “brauchen”.
Was immer dazu nötig ist wird gemacht – ohne Rücksicht auf Verluste.
Die Konsequenzen davon will aber keiner tragen!
Ich bin nur gespannt, ob und wann unsere deutsche Staatsführung endlich den Mumm hat aufzustehen und die Dinge mit klarer Sprache zurechtzurücken.